Die Umsetzung ist oft problematisch

Auf der Internationalen Messe für Fertigungstechnik und Automatisierung METAV 2014 in Düsseldorf rückte erwartungsgemäß das Problem der neuen Sicherheitsstandards in den Mittelpunkt. ISO 13849 mit seiner Orientierung auf probabilistische Methoden und dem „Was-wäre-wenn“-Prinzip bereitet vielen Herstellern, insb. den kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) erhebliche Schwierigkeiten. Die Experten teilen ihre Einschätzungen und Vorschläge zur Optimierung der neuen Sicherheitsstandards mit.

Vielversprechende theoretische Ansätze, problematische Umsetzung in die Praxis

Die deutschen Firmen sind aktiv um die zeitnahe Umsetzung von EN ISO 13849 bemüht. Nach Experteneinschätzung ist die Sicherheitsnorm für Steuerungen von Maschinen derzeit von den meisten Unternehmen implementiert. Doch Fragen und Probleme bleiben. Die größte Schwierigkeit bei der Implementierung von ISO 13849 ist ihr probabilistischer Einsatz. Die Einbeziehung der Wahrscheinlichkeitstheorie in die Sicherheitsberechnungen führt in der ersten Linie zur Kostenexplosion bei den Herstellern. Als Beispiel: Die Berechnungen nach ISO 13849 für eine Standard-Drehmaschine umfassen mind. 200 DIN A4 Seiten. Experten kritisieren zudem den überwiegend theoretischen Charakter der Sicherheitsnorm, die vor ihrer Veröffentlichung an keinen realen schwierigen Schaltungen geprüft wurde. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass ISO 13849 die Erfahrungswerte aus dem Betrieb nicht mit einbezieht. Nach der Norm sollen alle „Was-wäre-wenn“-Fälle durchgerechnet werden und das über den Zeitraum von kommenden 20 Jahren. Wie sich die Maschine aktuell hinsichtlich der Sicherheit im realen Betrieb verhält, spielt keine nennenswerte Rolle. Kritisch wird es für Unternehmen, wenn die errechneten Werte die Grenzen des heute technisch Machbaren überschreiten.

Unfallgefahr durch manipulierte Steuerungselemente

Nicht wenige Vertreter der Industrie und auch die Sicherheitsexperten bemängeln an ISO 13849 den Umstand, dass diese Norm die Problematik der sog. manipulierten Betriebszustände kaum berücksichtigt. Dabei führen gerade unzulässige Manipulationen an den Steuerungselementen der Drehmaschinen zu den meisten Unfällen. Zu den Sonderbetriebsarten mit Einschränkung bestimmter Funktionen fehlen generell gültige Sicherheitsnormen, daher bewegen sich die Produzenten hier in einer Grauzone.

Sicherheit: Europa und Japan vorn, die meisten asiatischen Länder bleiben zurück

Die Ergebnisse von METAV zeigen eine klare Tendenz: Während die Hersteller aus den europäischen Ländern und Japan um die Verwirklichung der neuen Sicherheitsstandards bemüht sind, zeigen Produzenten aus China und weiteren asiatischen Staaten nur wenig Interesse an ISO 13849, obwohl diese Sicherheitsnorm weltweit gültig ist. Mehr noch – viele Experten betonen, dass die Schere zwischen Europa und Japan einerseits und China, Taiwan, sowie weiteren asiatischen Staaten aktuell noch weiter auseinander geht.

Fazit

Es bleibt zu hoffen, dass eine lebhafte Polemik rund um das Thema ISO 13849 zur Entwicklung von realitätsnahen modernen Sicherheitsstandards beitragen kann.